Real Stuff

They did it again! Nach Carmys weißem Kult-T-Shirt triggert die TV-Serie The Bear: King of the Kitchen erneut Style-Alarm. Im jüngsten Hype-Fokus: Sydneys Bandanas.

Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet eine TV-Serie über ein kleines Restaurant in Chicago die TikTok-Gemeinde mit Style-Trends versorgt und It-Pieces generiert? Bei Fans von The Bear: King of the Kitchen klingelt es jetzt natürlich. Wer den Rummel um das weiße T-Shirt erlebt hat, das die Hauptfigur, der junge Koch Carmen „Carmy“ Berzattos unentwegt in Szene setzt, den verwundert gar nichts mehr. Die erste Staffel der Dramedy-Serie über ein Küchen-Team, dessen harmonische Zusammenarbeit an Al Bundy erinnert, lief in den USA im Sommer 2022, in Deutschland dann im Herbst 2022. Eben jenes weiße T-Shirt erregte das Aufsehen der Fashionistas. Von welchem Hersteller ist das T-Shirt? Wo kann man es kaufen? Vielleicht wurden Darsteller Jeremy Allen White oder die Kostümdesignerinnen irgendwann der Medienanfragen müde, jedenfalls brachte das 14-tägig erscheinende New York Magazine nach einer erschöpfenden Investigativ-Recherche à la Watergate die Mega-Enthüllungsstory: Das Objekt de Begierde ist von … (Trommelwirbel) … Merz b. Schwanen! Eine Textilfirma, die ursprünglich in der Schwäbischen Alb angesiedelt war und heute in Berlin firmiert. Nicht zum ersten Mal verblasst ein Darsteller neben seinem Outfit – trotz Emmy- und Golden-Globe-Regen – oder findet zumindest in seinen Klamotten einen gleichwertigen Partner wie in den 1980ern Sonny Crockett in Miami Vice, der u. a. die Kombi aus Sakko und pastellfarbenem T-Shirt in die Wohnzimmer und von dort auf die Straßen trug. Ähnliches gelang Magnum-Darsteller Tom Selleck mit seinem Hawaii-Hemd. Das ging so weit, dass manch einer, der damals auf diesen Trend aufsprang, den Spitznamen „Magnum“ erhielt und bis heute nicht mehr losgeworden ist.

Auch die dritte Staffel von The Bear füttert Mode-Fans mit Will-ich-haben-Gefühlen. Auslöser sind diesmal die wechselnden Bandanas der Vizechefköchin Sydney Adamu (Ayo Edebiri). Bandanas sind quadratische Stofftücher, die oft durchaus pragmatische Anwendung finden. Cowboys haben Bandanas um den Hals gewickelt, um sie über die Nase zu ziehen, wenn ihr Job zu viel Staub aufwirbelt, Bankräuber um das Gesicht unterhalb der Augen, um nicht (wieder)erkannt zu werden. Nicht zuletzt sieht man Bandanas als Kopftücher, eben bei Köchen und in Lebensmittelverarbeitungsbetrieben, wo sie verhindern sollen, dass Haare in den Speisen landen. Sydney bringt mit ihren Bandanas die ganze Vielfalt an Farben und Mustern in die Küche. Das amerikanische Frauen-Lifestyle-Magazin Bustle präsentiert in einem Beitrag eine kleine Auswahl von Sydneys Bandanas aus der dritten Staffel – u.a. mit Sternenhimmel-Muster („Stars Bandana“) von Printed Image, mit semi-kubistischen Gesichtern („Narcissus“) von ELOI und das mehrfach getragene hellrote Bandana mit Pilzmuster („Sincerity“) von One Ear Brand – und verlinkt gleich zu den entsprechenden Shops. Gerade das Beiläufige – hier werden ja keine Manolo Blahniks gecatwalked wie in Sex and the City – unterstreicht die Authentizität der Trägerin und ihres Umfelds. Real Girl, Real Work, Real Stuff. Die indirekte Identifikation mit einer hart arbeitenden Frau, das ist vielleicht sogar ein Gegentrend zum Glamour- und High-Society-Copy-Begehren, das die Schönen und Reichen mitunter auslösen. Eine Art Realismus, ähnlich jener Stilrichtung in der Malerei von 1840 bis 1880, als die Künstler einfache Menschen und Alltagsszenen in den Fokus rückten statt der ewigen Bibelszenen und Reichen-Porträts. Kaum ein anderes Kleidungsstück oder Accessoire verbindet so gut praktische Funktion und Style-Statement wie ein Bandana.

Die dritte Staffel von The Bear: King of the Kitchen startet auf Disney+ am 14. August.

Foto: FX / Disney+